Texte zur Kritik am Aikikai Deutschland

offener Brief an die Mitglieder des Ausschuss für Lehre und Prüfung und an den sog. Bundestrainer des Aikikai Deutschland

Offener Brief an die von den Landesverbänden des Aikikai Deutschland

gewählten Mitglieder des Ausschusses für Lehre und Prüfung (ALP)

mit Kopie an Herrn Asai und die Dôjôleiter des Aikikai Niedersachsen und Bremen

Oldenburg, 02.03.2017

Liebe Aikidokas des Präsidiums und des Ausschusses für Lehre und Prüfung des Aikikai Deutschland!

Ich wende mich in meiner Funktion als Landesvorsitzender des Aikkai Niedersachsen und Bremen (ANSB) an Euch als ALP-Delegierte der Landesverbände und gleichzeitig an den Präsidenten und Vizepräsidenten des Aikikai Deutschland. Ihr seid neben der Jahreshauptversammlung die wichtigsten Entscheidungsträger des Bundesverbandes.

Nach dem Übungsleiterlehrgang am vergangenen Wochenende habe ich mir viele Gedanken gemacht über die Zukunft unseres Aikidoverbandes.

Seit 35 Jahren übe ich Aikido und unterrichte seit 25 Jahren anfangs als 1. Dan jetzt als 4. Dan in Oldenburg Aikido. Oberstes Prinzip meines Unterrichts war von Anfang an Gewaltfreiheit und Deeskalation. Wichtig sind mir auch die exakten und „sauberen“ Techniken, die so auszuführen sind, dass der sog. Angreifer nicht verletzt und gequält wird.

Nachdem ich vor einigen Jahren in der Schweiz an einem Lehrgang mit Meister Tada teilgenommen habe, habe ich den Aspekt EINS ZU SEIN mit meinen Mitmenschen (also auch mit dem Aikidopartner, der angreift) und mit meiner Umwelt also mit dem Universum auch stärker in meinen Aikidounterricht mit einbezogen.

Im letzten Jahr habe ich in einem Interview von 1957 mit Morihei Ueshiba und Kisshomaru Ueshiba (aus dem englischen übersetzt von Karl Breuer) folgende Aussage O-Senseis gefunden. „Da Aikido keine Kampf-Methode der Gewalt, sondern eher eine Kampfkunst der Liebe ist, verhält man sich nicht gewalttätig. Man verwandelt einen gewaltätigen Gegner auf sanfte Weise. Er kann sich nicht länger wie ein Rüpel verhalten.“ Kurz zusammen gefasst: Aikido ist eine Kampfkunst ohne Gewalt, eine Kampfkunst, die Konflikte und sich daraus aufschaukelnde Prozesse verhindert, eben deeskalierend wirkt.

Das gesamte Interview mit Morihei Ueshiba und mit seinem Sohn hat mich in meiner Auffassung von Aikido und in meinem von mir praktizierten Aikidounterricht bestätigt.

Dies steht natürlich in heftigen Gegensatz zu dem, was Herr Asai am Wochenende auf dem Übungsleiterlehrgang am 26.02.2017 von sich gegeben hat. Ich fasse kurz zusammen: ‚Wenn jemand, auch jemand Neues, im Dôjô auf der Matte beim Üben trotz mehrmaliger Ermahnung dauernd weiter blockiert, solle man ihn fertig machen bis hin zur Verletzung. Er brauche ja nicht wiederkommen.’

Dies ist für mich ein Aufruf zur Gewalt. Das ist nicht unsere Auffassung als Aikidoverband von Aikido, so hoffe ich zumindest. Dass Herr Asai das ernst nimmt, habe ich vor etwa vier Jahren selbst auf einem Lehrgang in Hannover erlebt. Er hat zweimal mit Absicht kurz hintereinander „atemi“ gemacht, beim zweiten Mal ist meine Lippe aufgeplatzt. Ich hatte eigentlich schon beim ersten „atemi“ begriffen.

Auf so einem Übungsleiterlehrgang trifft man ja auch viele Freunde und Bekannte und man unterhält sich intensiv über Aikido und über unseren Verband.

Aus diesen Gesprächen habe ich entnommen, dass teilweise großes Unbehagen unter unseren Mitgliedern herrscht. Man ist unsicher, wie das mit den Lehrgangskarten, mit den Stempeln, mit der Prüfungszulassung funktioniert. Dauernd gäbe es Änderungen, man käme kaum hinterher.

Auch wurde beklagt, dass die Fuku-Shidoin-Ausbildung viel zu lange dauert, es auch keine transpatenten Graduierungskriterien gibt und Meister Asai Graduierungen wohl nicht nur nach Leistung sondern auch nach Sympathie verteilen würde.

Natürlich bin ich auch als scheidender 1. Vorsitzender des Landesverbandes in Sorge, wie sich das alles weiterentwickeln wird.

Auch bei uns im Landesverband spüre ich dieses Unbehagen unter den Dôjôleitern und Mitgliedern. Ein Dôjôleiter hat sich bereits mit seinem Dôjô aus dem Aikikai Niedersachsen und Bremen abgemeldet. Es melden sich kaum noch Mitglieder für die Fuku-Shidoin-Ausbildung an, und es gibt auch Mitglieder, die damit aufgehört haben.

Aber ich schreibe diesen Brief nicht nur als 1. Vorsitzender sondern auch in meiner Rolle als Fuku-Shidoin.

Ich sehe zum Beispiel die Ursache für meine wiederholt vom ALP-Mitglied des ANSB beantragte aber nicht erfolgte Höhergraduierung als Fuku-Shidoin in meiner zwölfjährigen Tätigkeit als Landesvorsitzender des ANSB.

Wie Ihr Euch ja sicher erinnern könnt, habe ich als 1. Vorsitzender des Aikikai Niedersachsen und Bremen (ANSB) zweimal Anträge auf der Jahreshauptversammlung des Aikikai Deutschland vorgestellt, die zuvor von den Mitgliedern des ANSB demokratisch beschlossen worden waren.

Diese Anträge waren gestellt worden, um das Fuku-Shidoin Ausbildungs- und Graduierungssystem transparenter und die Beschlusslage im Ausschuss für Lehre und Prüfung für die Mitglieder in den Landesverbänden zeitnah in Form von Beschlussprotokollen öffentlich zu machen. Zum Beispiel bei der Zulassung eines Prüflings zur Prüfung jetzt im Januar in Bielefeld wäre die Abfassung und Veröffentlichung entsprechender Beschlussprotokolle hilfreich gewesewn.

Dieses Bedürfnis nach Transparenz habe ich gerade auch deshalb unterstützt, weil die Struktur des Ausschusses für Lehre und Prüfung unseres Aikidoverbandes , wie Ihr ja sicher auch eigentlich wisst (und wenn man es genau nimmt), schwierig mit dem Vereinsgesetz zu vereinbaren ist, und die Gemeinnützigkeit also letztlich die Befreiung von der Körperschaftssteuer davon abhängig ist.

Ab 1992 habe ich in der SG Schwarz-Weiß Oldenburg anfangs als Spatenleiter Aikido in der Judoabteilung und ab 2005 dann als Leiter der neu gegründeten Aikidoabteilung eine Aikidogruppe aufgebaut, die sich in meiner alleinigen Verantwortung bis 2016 zu einer der beiden mitgliederstärksten Gruppen zwischen 70 und 80 Personen im Landesverband Aikikai Niedersachsen und Bremen (ANSB) entwickelt hat. In dieser Zeit habe ich viele meiner Schüler auf Prüfungen vorbereitet, die sie auch bis auf drei Schüler immer bestanden haben.

In den letzten 19 Jahren habe ich 59 Prüfungen vom 5. bis zum 1. Kyu mitbegutachtet. Seit 2006 darf ich den 5. Kyu abprüfen. Seitdem habe ich in unserem Dôjô in Oldenburg etwa 25 Prüfungen zum 5. Kyu und sehr sehr viele Kinderprüfungen abgenommen.

Am 1. November 2015 beim Aikidolehrgang in Oldenburg habe ich Herrn Asai gefragt, was ich machen kann, was ich machen soll, um als Fuku-Shidoin weiter voranzukommen.

Ich bekam keine handlungsrelevante Antwort.

Nun könnt Ihr zwar zusammenfassend sagen, diesem Meckerer geht es nur um seine eigene Höhergraduierung. Ja, darum ging es mir auch.

Nach der Auseinandersetzung 1989 vieler Aikidolehrer des Aikikai Deutschland mit Meister Asai haben nur wenige Aikidokas aus Oldenburg dem Aikikai und Meister Asai die Treue gehalten, neben anderen ich. Ich habe mit der Fuku-Shidoin-Ausbildung begonnen, weil ich der Überzeugung war, dies könnte mir beim Aufbau der Aikidoabteilung von Schwarz-Weiß-Oldenburg (einer neuen Aikidogruppe des ANSB und somit des Aikikai Deutschland) helfen. Ich bin jetzt zu der Entscheidung

gekommen, dass ich meine Ausbildung als Fuku-Shidoin und die Prüfungstätigkeit vorerst ruhen lassen werde.

Ich bin davon überzeugt, dass ich als Fuku-Shidoin nicht höher graduiert werde, solange Herr Asai alleiniger Entscheider bei der Vergabe der Prüferlizenzen ist.

Im Übrigen stellt sich mir die Frage: Wenn wir unser Können als Schüler von Meister Asai so hoch einschätzen im Vergleich zu anderen Verbänden, warum dürfen wir dann nicht nach den Regeln des Honbu Dôjôs prüfen. Dies war auch schon ein Konfliktpunkt 1989.

Abschließend möchte ich Euch auffordern darüber nachzudenken, ob wir nicht den

viel zitierten Zuständen in der Schweiz näher sind, als wir uns bisher bewußt

gemacht haben. Es herrscht auf allen Ebenen des Verbandes eine Unzufriedenheit, ein oftmaliges Kopfschütteln. Dies sollten wir ernst nehmen und Veränderungen in Angriff nehmen, auch wenn die Konsequenzen unangenehm sein könnten. Aber irgendwann muss man Stellung beziehen, um Entwicklungen zu ermöglichen.

Viele Grüße aus Oldenburg

Harald

>>>Auf diesen offenen Brief gab es als Antwort nur 2 kurze e-Mails.<<<

Brief an alle Mitglieder des Aikikai Deutschland vom Vizepräsidenten des Aikikai Deutschland

Aikikai Deutschland e.V.

-An alle Mitglieder-

30.09.2020

Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen, sehr geehrtes Präsidium,

lange habe ich über diesen Schritt nachgedacht und möchte euch nunmehr mit diesem Schreiben mitteilen, dass ich mich entschieden habe, in diesem Jahr nicht mehr zur Wahl des Vizepräsidenten anzutreten.

Vor weit über 30 Jahren wurde ich vom Aikido-Virus infiziert. Für mich erhielt diese sehr schöne Kampfkunst einen so außerordentlichen Stellenwert in meinem Leben, dass ich hierfür sowohl meine erste Ehe, als auch dann etwas später meinen Arbeitsplatz in Hamburg aufgegeben habe. Beide Male habe ich diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Ich wollte mich gern voll und ganz dem Aikido widmen.

Neben meiner Tätigkeit als professioneller Aikidolehrer habe ich mich daher zunächst für die PR des Aikikai Deutschland e.V. zur Verfügung gestellt und wurde dann 2004 zum Vizepräsidenten gewählt.

Immer brachte ich meine ganze Energie in diese Ämter. Vor allem war ich an einem zukunftsorientierten Weg im Aikido interessiert, in der Hoffnung diesen Weg mitgestalten zu können. So fragte ich schon vor 16 Jahren in einer Jahreshauptversammlung, ob der Aikikai Deutschland Visionen hat. Vor 2 Jahren habe ich diese Frage erneut gestellt, und zwar nicht nur ob, sondern auch welche Visionen unser Verband hätte. Als Antwort bekam ich erneut lediglich den für mich nicht nachvollziehbaren Hinweis, wer Visionen hat muss zum Arzt. Das mag ein flapsig hingeworfener Satz sein und war vielleicht in dem Moment auch scherzhaft gemeint, aber er hat mir deutlich aufgezeigt, dass man wenig bereit ist, an neuen Wegen zu arbeiten. Und dies zeigt sich meines Erachtens auch in der Verbandsarbeit des Präsidiums.

Mit der Richtung, in welche sich der Aikikai Deutschland entwickelt, kann ich mich persönlich nicht mehr identifizieren. Der Aikikai Deutschland befindet sich meines Erachtens schon zu lange im Stillstand. Für mich ist es wichtig die Dojos und Verbände in Deutschland und in Europa (deshalb bin ich im Vorstand der EAF) zusammen zu bringen und unsere Dojos in Deutschland mit Eigenverantwortung auszustatten. Wir, d.h. jedes Dojo muss in der Lage sein, Verantwortung zu übernehmen. Jedoch vermisse ich hier das nötige Vertrauen Seitens des Aikikai Deutschland in seine Mitgliedsdojos.

Ich persönlich möchte Aikido üben, mich hier auch intensiv weiterentwickeln und alle Facetten dieser Kunst kennenlernen. Der Aikikai Deutschland macht meiner Ansicht nach genau das Gegenteil, er verschließt sich. Ich stehe nicht für Abschottung und Abgrenzung, ich stehe für eine Öffnung nach außen. Leider stehe ich im Präsidium nahezu allein mit meinen Ideen.

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Eigentlich möchte ich sehr gerne, mit meiner ganzen Kraft und Kreativität, für den Aikikai Deutschland zur Verfügung stehen. Jedoch empfinde ich diesen Dinosaurier

Aikikai Deutschland wie einen Felsen, der nicht in der Lage ist sich zu bewegen und seine versteinerten Strukturen an das 21. Jahrhundert anzupassen.

So werden Entscheidungen getroffen, die ich nur schwer mittragen kann und die meiner Meinung nach den Aikikai Deutschland nicht für eine gute Zukunft vorbereiten.

Der Aikikai Deutschland ist nicht offen und nicht bereit für entscheidende Veränderungen.

Als Vizepräsident trage ich ein hohes Maß an Verantwortung gegenüber unseren Mitgliedern. Leider sehe ich mich jedoch häufig mit der Situation konfrontiert, dass Präsidiumsentscheidungen vorgenommen werden ohne mich vorher in Kenntnis zu setzen bzw. etwas gemeinsam abzusprechen. So eine Situation ist für mich inakzeptabel und ist neben den zuvor genannten Gründen ein weiterer Anlass für das Amt des Vizepräsidenten nicht erneut zu kandidieren.

Gerne stehe ich weiterhin für den Aikikai Deutschland zur Verfügung und möchte dazu beitragen diesen Verband mit Leben zu füllen, jedoch nicht im Präsidium in seiner jetzigen Konstellation und der zurzeit bestehenden Struktur.

Ich bedanke mich für die vielen Jahre im Vorstand und im Präsidium und mache meinen Platz frei für eine, so hoffe ich, junge, ideenreiche und starke Persönlichkeit.

Liebe Grüße

gez. Thomas Domroeß